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29.07.2024 / Allgemein

Die Wohnungsleerstandsquote in Deutschland laut Zensus 2022

Am 15. Mai 2022 wurden bundesweit etwa 1,9 Millionen Wohnungen als leerstehend gemeldet, was einer Leerstandsquote von 4,3 % entspricht. Diese Zahlen wurden von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Zensus 2022 ermittelt. Diese Analyse beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Leerstandsquote, darunter regionale Unterschiede, Gründe für den Leerstand und die Verfügbarkeit leerstehender Wohnungen.

 

 

 

Überblick über den Leerstand

 

Laut den Ergebnissen des Zensus 2022 stehen von allen leerstehenden Wohnungen mehr als die Hälfte seit mindestens einem Jahr leer. Ein Drittel der leerstehenden Wohnungen ist jedoch innerhalb der nächsten drei Monate bezugsbereit. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz des Leerstands ein erheblicher Teil der Wohnungen zeitnah wieder genutzt werden könnte.

 

 

 

Regionale Unterschiede im Leerstand

 

Die Analyse des Zensus zeigt deutliche regionale Unterschiede in der Dauer des Leerstands. In Hamburg und Berlin steht etwa jede dritte Wohnung (35 % beziehungsweise 29 %) seit mindestens einem Jahr leer. Im Gegensatz dazu sind es in Sachsen-Anhalt und Thüringen fast zwei Drittel (64 % beziehungsweise 68 %). Diese Unterschiede spiegeln möglicherweise die unterschiedliche Attraktivität der Regionen wider sowie die wirtschaftlichen Bedingungen und die Nachfrage nach Wohnraum.

 

 

 

Altersstruktur der leerstehenden Wohnungen

 

Ein bemerkenswerter Unterschied zeigt sich auch in der Altersstruktur der leerstehenden Wohnungen. Bei älteren Wohnungen mit Baujahr vor 1919 stehen zwei Drittel (66 %) seit mindestens einem Jahr leer. Im Gegensatz dazu sind es bei den neuesten Wohnungen mit Baujahr nach 2015 nur gut ein Drittel (34 %). Diese Zahlen deuten darauf hin, dass ältere Gebäude häufiger von langfristigem Leerstand betroffen sind, möglicherweise aufgrund des höheren Sanierungsbedarfs oder weniger attraktiver Lagen.

 

 

 

Verfügbarkeit leerstehender Wohnungen

 

Etwas mehr als ein Drittel (38 %) der leerstehenden Wohnungen sind innerhalb der nächsten drei Monate für einen Bezug verfügbar. In den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin liegt dieser Anteil deutlich höher (52 %, 54 % und 61 %). Dies könnte darauf hindeuten, dass in diesen Städten die Nachfrage nach Wohnraum höher ist und leerstehende Wohnungen schneller wieder vermietet werden. Je älter eine leerstehende Wohnung ist, desto seltener ist sie sofort wieder vermietbar. Bei Wohnungen in Gebäuden mit Baujahr vor 1919 liegt der Anteil der sofort verfügbaren Wohnungen bei 28 %, während es bei Gebäuden ab Baujahr 2016 60 % sind.

 

 

 

Gründe für den Leerstand

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Zensus 2022 sind die Gründe für den Leerstand. Für fast jede vierte leerstehende Wohnung (24 %) waren Baumaßnahmen oder Sanierungen vorgesehen oder fanden zum Zeitpunkt der Erhebung statt. In Bremen sind es 19 % und in Thüringen 27 % der Fälle, die auf Baumaßnahmen zurückzuführen sind. Interessanterweise sind Leerstände in Gebäuden von vor 1919 mit 30 % stärker auf geplante Baumaßnahmen zurückzuführen als Leerstände in Gebäuden mit Baujahr 2010 bis 2015 mit 14 %. Geplante Abrisse von leerstehenden Wohnungen machen bundesweit nur etwa 4 % aus.

 

 

 

Methodik des Zensus 2022

 

Der Zensus 2022 nutzte ein registergestütztes Verfahren, das bereits vorhandene Verwaltungsdaten, insbesondere aus den Melderegistern, einbezog. Dies minimierte die Belastung der Befragten. Immobilienbesitzer wurden unter anderem aus den Grundsteuerdaten ermittelt, und Befragungen wurden dort eingesetzt, wo Verwaltungsdaten nicht ausreichend verfügbar waren. Insgesamt wurden rund 12 % der Bevölkerung und rund 23 Millionen Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer sowie etwa 8.000 Wohnungsunternehmen befragt. Erstmals wurden auch Daten zu Miete, Heizenergie sowie Gründen und Dauer von Leerständen erhoben.

 

 

 

Weiterführende Informationen und Ausblick

 

Die vollständigen Ergebnisse des Zensus 2022 sind auf der Website verfügbar. Zusätzlich werden Regionaltabellen zum Download angeboten, die Daten für verschiedene regionale Ebenen enthalten. Der Zensus-Atlas bietet eine interaktive kartografische Anwendung, die Ergebnisse zu Bevölkerung, Gebäuden und Wohnungen visualisiert. Weitere Ergebnisse sind Mitte Juli 2024 in der Zensusdatenbank verfügbar.

 

Der Zensus 2022 liefert wertvolle Erkenntnisse über die Wohnsituation in Deutschland und die Gründe für den Leerstand von Wohnungen. Diese Informationen sind entscheidend für die Planung und Entwicklung zukünftiger Wohnbauprojekte und die Schaffung von Wohnraum in Regionen mit hoher Nachfrage.

 

Insgesamt zeigt der Zensus 2022, dass der Wohnungsmarkt in Deutschland von erheblichen regionalen Unterschieden geprägt ist. Während in einigen Städten leerstehende Wohnungen schnell wieder vermietet werden, stehen in anderen Regionen viele Wohnungen langfristig leer. Die Gründe für den Leerstand sind vielfältig und reichen von Baumaßnahmen über geringe Nachfrage bis hin zu geplanten Abrissen. Die erhobenen Daten bieten eine wichtige Grundlage für die Politik und die Wohnungswirtschaft, um den Wohnungsmarkt besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Reduzierung des Leerstands zu ergreifen.

 

In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Dies könnte bedeuten, die Sanierung und Modernisierung älterer Gebäude zu fördern, um sie wieder attraktiv für Mieter zu machen, oder neue Wohnbauprojekte in Regionen mit hoher Nachfrage zu planen. Der Zensus 2022 hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die Wohnsituation in Deutschland transparent darzustellen und die Basis für fundierte Entscheidungen im Wohnungswesen zu schaffen. 

 

Die Leerstandsquote von 4,3 % zeigt, dass es Potenzial gibt, den bestehenden Wohnraum besser zu nutzen. Insbesondere in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin gibt es viele Wohnungen, die kurzfristig bezugsbereit sind. Dies könnte ein Ansatzpunkt sein, um den Wohnungsmarkt zu entlasten und den Bedarf an neuem Wohnraum zu reduzieren. Gleichzeitig müssen jedoch auch die strukturellen Unterschiede zwischen den Regionen berücksichtigt werden, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass der Zensus 2022 einen umfassenden Überblick über die Wohnsituation in Deutschland bietet und wichtige Hinweise für die zukünftige Entwicklung des Wohnungsmarktes liefert. Die Herausforderungen sind vielfältig, aber mit den richtigen Maßnahmen können Leerstände reduziert und der vorhandene Wohnraum besser genutzt werden. Die Daten des Zensus 2022 sind dabei eine unverzichtbare Grundlage für die Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Wohnungspolitik.

Wohnungsleerstandsquote