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13.05.2024 / Mietrecht

Handlungsleitfaden für Vermieter bei Insolvenz eines gewerblichen Mieters

Die Insolvenz eines gewerblichen Mieters kann für Vermieter eine Herausforderung darstellen. Insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie durch den spektakulären Fall der Signa-Insolvenz illustriert, kann es vorkommen, dass Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Dieser Artikel bietet Vermietern einen umfassenden Überblick und Handlungsempfehlungen, um ihre Rechte zu sichern und finanzielle Einbußen zu minimieren.

 

 

 

Fortbestand des Mietverhältnisses

 

Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen eines gewerblichen Mieters berechtigt den Vermieter nicht automatisch zur Kündigung des Mietvertrags. Laut Insolvenzordnung bleibt das Mietverhältnis zunächst bestehen. Eine Kündigung aufgrund von Mietrückständen, die vor der Antragstellung auf das Insolvenzverfahren entstanden sind, ist nicht zulässig. Erst bei einem Mietrückstand von zwei Monatsmieten nach Eröffnung des Verfahrens ist eine fristlose Kündigung möglich.

 

 

 

Kündigung und Mietzinsforderung

 

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zählen die Mietzahlungen zu den Masseverbindlichkeiten, die vom Insolvenzverwalter zu begleichen sind. Der Vermieter sollte beachten, dass der Insolvenzverwalter ein Kündigungsrecht mit einer verkürzten Frist von drei Monaten hat, unabhängig von einer zuvor vereinbarten längeren Kündigungsfrist.

 

 

 

Vermieterpfandrecht bei gewerblichen Objekten

 

Das Vermieterpfandrecht ermöglicht es Vermietern, ihre Forderungen durch Pfändung von Gegenständen des Mieters, die sich in den gemieteten Räumlichkeiten befinden, zu sichern. Diese Rechtsmacht erstreckt sich allerdings nur auf Objekte, die im Eigentum des Mieters stehen. Sind diese Gegenstände durch Dritte finanziert und mit Eigentumsvorbehalten belastet, schränkt dies das Vermieterpfandrecht ein. Häufig müssen Vermieter eine Freigabeerklärung unterzeichnen, die die Rechte von finanzierenden Banken schützt.

 

 

 

Umgang mit dem Insolvenzverwalter

 

Der Insolvenzverwalter hat das Recht, über die gepfändeten Gegenstände zu verfügen und sie zu verwerten. Aus dem Erlös muss er die Kosten der Masse abziehen und den verbleibenden Betrag an den Vermieter auszahlen. Es ist entscheidend, dass Vermieter frühzeitig mit dem Insolvenzverwalter kommunizieren, um ihre Forderungen und Sicherheiten klarzustellen.

 

 

 

Betriebs- und Räumungskosten

 

Betriebskosten, die bis zur Insolvenzeröffnung angefallen sind, können als Insolvenzforderungen zur Tabelle angemeldet werden. Nach der Eröffnung des Verfahrens ist der Insolvenzverwalter verpflichtet, diese Kosten zu tragen. Bei einer Kündigung durch den Insolvenzverwalter muss dieser die Freigabe der Betriebsmittel sicherstellen, ohne die Kosten für deren Räumung zu tragen.

 

 

 

Kaution und ihre Verwendung

 

Die vom Mieter hinterlegte Kaution kann zur Verrechnung mit offenen Forderungen genutzt werden. Dies ist besonders relevant, wenn die Insolvenzmasse nicht ausreicht, um laufende Mieten oder Nebenkosten zu decken.

 

 

 

Beratung und Unterstützung für Vermieter

 

Es ist für Vermieter ratsam, ihren Mietvertrag und den Stand des Insolvenzverfahrens durch einen Fachanwalt überprüfen zu lassen. Zusätzlich sollten Vermieter ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden und alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um ihre Rechte durchzusetzen. Dies kann die Aussprache von Kündigungen oder die Einleitung von Maßnahmen zur Durchsetzung des Vermieterpfandrechts einschließen.

 

 

 

Fazit

Die Insolvenz eines gewerblichen Mieters führt zu einer komplexen Rechtslage, in der Vermieter sorgfältig vorgehen müssen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Eine professionelle Beratung ist unerlässlich, um durch das Insolvenzverfahren navigieren zu können, ohne erhebliche finanzielle Einbußen zu erleiden. Vermieter sollten daher proaktiv handeln, um ihre rechtliche und finanzielle Position zu stärken.

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